In Deutschland und Österreich war bei Franchisegebern weit bis in das 21. Jahrhundert hinein die Meinung verbreitet, ein Franchisenehmer dürfe maximal einen Systembetrieb innehaben. Die Sorge, ein einzelner Franchisenehmer könne „zu mächtig werden“ und mit seiner Filialmacht den Franchisegeber in eine Abhängigkeit bringen, war groß. Diese Sorge ist in schlecht funktionierenden Franchisesystemen ohne ausreichende Bindungswirkung auch nicht unberechtigt. Wer in seinem System wiederkehrend Franchisenehmer verliert, weil diese den Sinn in einer dauerhaften Fortsetzung der Vertragsbeziehung nicht sehen können, muss notwendigerweise den Ausstieg eines mächtigen Franchisenehmers fürchten. Gute und erfolgreiche Franchisegeber hingegen haben diese Sorge bereits nicht, so dass für sie die Expansion mittels Filialclustern – auch Markenfranchise genannt – eine interessante Alternative bietet.
Die Erkenntnis, dass man 100 Systembetriebe auch mit 20 Franchisenehmern organisieren kann, ist für jeden Franchisegeber interessant. Denn für viele Franchisegeber ist die Alternative ohnehin eine Illusion: Auf eine Anzahl von 100 Franchisenehmer bringen es die meisten deutschen Franchisesysteme niemals. Die erste Generation von Franchiseverträgen endet schon wieder, bevor auch nur mehr als 30 Franchisenehmer an Bord genommen wurden. Wenn es schon schwierig ist, genügend neue Franchisenehmer zu gewinnen, warum sollte man nicht mit den vorhandenen Franchisenehmern – sozusagen aus der vorhandenen Franchisenehmerschaft heraus – weiter wachsen? Dagegen spricht für manche Franchisegeber, dass sie selbst nicht über das Know-how verfügen, um mehrere Filialen zu managen. Denn ein Großteil der Franchisegeber verfügt nur über einen einzigen Pilotbetrieb und kann das für ein Multi-Store-Filialmanagement erforderliche Know-how nicht entwickelt haben. Intuitiv meinen diese Franchisegeber, dass Multi-Store-Franchisenehmer über ein selbst-entwickeltes Wissen verfügen werden, dass sie von dem Franchisegeber unabhängig macht. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Selbstverständlich muss ein Franchisegeber über Wissensführerschaft verfügen. Bei anderen Franchisesystemen lässt das Geschäftsmodell einen Filialcluster bereits nicht zu: Bei den „Buy-Me-A-Job“ Franchiselizenzen, bei denen sich der Franchisenehmer im Wesentlichen nur selbst einen Arbeitsplatz erschafft, kommt diese Expansionsmethode kaum in Betracht. Denn immerhin muss der Franchisenehmer in seinem Filialen jeweils Filial-/Betriebsleiter (General Manager) beschäftigen und bezahlen können. Für diejenigen Franchisegeber indes, die mit diesen Schwierigkeiten nicht zu kämpfen haben, kommt eine Expansion mittels Filialclustern in Betracht. Wenn man hinter die Kulissen schauen kann, merkt man schnell: Fast sämtliche erfolgreichen Franchisesysteme expandieren in dieser Form. Die Attraktivität eines solchen Franchisesystems ist für Franchisenehmer auch viel höher.